Lesespiel von der Demonstration

Auch im dritten Lesespiel nimmt uns Körner mit auf eine Reise in die ehemalige DDR bzw. ins Fernsehen, denn daraus kennen wir diese Bilder.

Kunstvoll kann der Leser durchspielen, wie die Parteiführung und die verschiedenen ausführenden Organe die alljährlich stattfindenden Jahresfeiern vorbereitet hat und die Konserven aus den Archiven immer wieder verwendet wurden, um die wie jedes Jahr fähnchenschwenkenden Menschenmengen an den Straßen im Fernsehen zeigen zu können.

Spielen Sie hier selbst lesend durch, wie die Demonstrationen der Macht im Hintergrund inszeniert wurden (apropos Demonstration: man beachte den gänzlich anderen Gebrauch des Begriffes Demonstration in der DDR im Vergleich zur BRD)
Inszenierung zum 1.Mai – jedes Jahr wieder

Lesespiel von der Mitgliederversammlung

In diesem Lesespiel, das auf einer Art Spielbrett stattfindet, werfen die diskutierenden Personen ihre Stimme wie ein Kartenspiel in die Mitte.
Sie haben Vier-Buchstaben-Codes wie z.B. NECK oder WULB, für die man sehr einfach Honecker und Walter Ulbricht setzen kann, zum Ende übergibt WULB die Macht an NECK.
Im Vordergrund wird nach den Regeln der sozialistischen Spieltheorie gehandelt, gesprochen wird über den Fünf-Jahr-Plan. Als Fachmann tritt Georg Klaus, der Kybernetik-Papst der DDR, auf. Aber eigentlich kommen bei den Parteimitgliedern nur Gärungsbläschen heraus, weil keiner richtig versteht, worum es geht.

Aber lesen bzw. lesespielen Sie selbst:

Die Diskussion der Parteiversammlung beginnt

Lesespiel von der Hausgemeinschaft

In den vier Lesespielen im Fragment vom Staat zeigt uns Körner vierfach anders die Indoktrinierung durch den Staat. Im Lesespiel von der Hausgemeinschaft spielt das Fernsehgerät als Medium der Privatheit der Menschen eine große Rolle.

Hier wird eine Binnenerzählung in einer Rahmenhandlung geschildert: Der Fernsehzuschauer beobachtet sich selbst, wie er im Fernsehen im Theaterstück mitspielt. Das Theaterstück ist ein Kaffeeklatsch mit Verwandten, bei dem „falsche Schlagsahne“ eine Rolle spielt. (Das Rezept dazu findet man in der einführenden Collage.) Dazu kommt noch eine schnarrende Appellplatzstimme aus dem Off, die eine Passage aus der Broschüre „Selbstschutz gegen Atomgefahr“ verliest. Nur mit äußerstem Assoziationsgespür kann der Leser/Beschauer das Schriftbild in verständliche Sätze transformieren. Aber lesen Sie selbst:

(Tipp: Spielen Sie mal mit den Pfeilen links und rechts oberhalb der Schrift im nachfolgenden Auszug:)

Kaffeenachmittag mit Atomschutz

Entschleunigung des Lesens

Körner möchte den Leser am Bildschirm dazu bringen, nicht dem scannenden Lesen zu verfallen, wie wir es tun, wenn wir Nachrichten lesen oder in unseren facebook-account reinschauen.
Wir sollen beim Lesen denken, nachdenken, „ensemblieren“, neue Assoziationen „zusammen“denken.

Daher werfen Sie doch mal einen Blick in das

Fragment vom Plan Heuwender - Fragment vom Plan von Thomas Körner