Noch eins zum Thema Arbeit

Arbeit ist bei Marx ein Thema, Arbeit war in der DDR ein Thema:

Bei Körner spricht mal wieder die Stimme des barbarocken Kabarettisten, oder doch der kommentarlose Realist?

Im Fragment vom Wort im lyrischen Dialog schreibt Körner im Tryptichon.

Die Eins ist die beste Zensur – welche Zensur ist hier gemeint? Er wurde anderen Sinnes, aber mit seiner Arbeit waren wir zufrieden.?

Das Frühstück scheint sehr wichtig. Der Plan wurde erfüllt. Zum Schluss gibt es endlich die Wanderfahne, eine Belobigung der gesamten Brigade des Betriebs für herausragende Leistungen. Toll gemacht!?

Die Ehrung findet im Walter-Ulbricht-Stadion statt. Wer das ganze weiter verfolgen mag, klickt hier: Auszugslied

Lesesystematik am Beispiel Richard III von Shakespeare

Lesen mit System

Lesen bedeutet bei Thomas Körner Zergliedern und Wieder-im-richtigen-Verhältnis-Zusammensetzen. Das kann auch eine Systematik sein, wie unten gezeigt wird.

Der Leser soll intensiv und bedächtig den Lesestoff „in psychischer und physischer Tätigkeit“ rezipieren. Physisch lesen bedeutet,  jeden Satz, jedes Wort einzeln intensiv wahrzunehmen, ohne Beachtung der Grammatik, Interpunktion, Gliederung, d.h. jeden Satz in Worte, Metaphern in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Psychisch lesen bedeutet, die gewonnenen Einzelteile für sich mit Sinn neu aufzuladen und im richtigen Verhältnis (für den durch den Leser erstellten Text)  wieder zusammenzusetzen. Diese intensive Lese-Tätigkeit versteht Körner unter dem Begriff »Ensemblieren«.

Dabei sollte der Leser auch gleich noch einer eigenen Systematik folgen, z.B. das Material (z.B. nach einem System) ordnen, es theatralisch oder experimentell inszenieren. Sein eigenes System des Lesens beschreibt Körner sehr ausführlich an seinen Notizen zu Shakespeares Richard III im Fragment vom Buch Vierter Kasten.

Wenn Sie dies nachvollziehen wollen, geht es hier lang:

Beispiel für die Systematik in Körners Lese-Notizen zu Shakespeares Richard III

Manuskriptmodell Dossier

Das Manuskriptmodell DOSSIER dient der Anleitung zum Spielen des Lesespiels vom Staatsbesuch. Körner hat dazu aus der Berichterstattung zum Statsbesuch von Fidel Castro im Juni 1972 eine Geschichte um den cumbanischen Prinzen Tandi „gestrickt“, und dazu noch phantasievoll und hintergründig die Gespräche der Geheimdienste  eingebaut.

Die verschiedenen Aufklapprichtungen des Leporellos verkörpern die Geheimdienste, wie Körner im Manuskriptmodell ausführt:

Im Manuskriptmodell schreibt Körner dazu:

Der Schriftsteller hat für das virtuelle Lesespiel die Texte und Bilder aus der Tageszeitung Neues Deutschland genommen und verfremdet.

Thomas Körner schneidet die sich umarmenden Staatsmänner (links Castro und rechts Honecker) aus einem Bild im Neuen Deutschland vom 14.06.1972 ohne Köpfe aus und verwendet sie in seinem Lesespiel als Hintergrundbild am 1. Tag.

Das (fiktive und eher ironisch zu verstehende) Gespräch der Geheimdienste kann man mit Betätigen der Omega-Taste (rechts neben den Pfeil-Tasten) erreichen:

Hier kann man direkt weiterspielen im Lesespiel vom Staatsbesuch

 

Fundstücke im Archiv-1-Neue Zeit

Das Manuskript zu Thomas Körners Fragmentroman „Das Land aller Übel“ liegt im „Archiv für unterdrückte Literatur der DDR“ der Bundesstiftung für Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin.

Ein Besuch des Archivs lohnt sich. Immer wieder findet man neue Hinweise auf Zusammenhänge, die das Verständnis von Körners Wort- und Sprachspielen erleichtern.

Im Fragment vom Wort, das zwischen 1969 und 1971 in Ost-Berlin entstanden ist, hat Körner nach eigenen Angaben das Sprach- und Wort-Material benutzt, das er auf der Straße vorfand bzw. sah oder das er den Tageszeitungen entnehmen konnte.

Als Beispiel sei hier die Silhouette der Zeitung „Neue Zeit“ genannt, die er erst als Skizze aufbereitete:

Diese Skizze ist im Archiv hinterlegt.

Als nächstes hat er das Modell dazu „gebaut“: Auch dieses ist im Archiv zu besichtigen.

Und im Online-Roman sieht das Wortspiel dann so aus: hier geht es zum Fragment vom Wort / 1: