Grundsätze zur Erstellung der Kartei

Thomas Körner hat im Ersten Kasten des Fragments vom Buch viele Grundsätze niedergelegt, nach denen er weiter vorgehen will, um seinen geplanten Roman „theoretisch“ auszuarbeiten. U.a. hat er hier beschrieben, in welchem der fünf Karteikästen er was ablegen will.

ab bezeichnet dabei das Arbeitsbuch (Erster Kasten), wb ist das Wörterbuch (Zweiter Kasten), sb das Sachbuch (Dritter Kasten), fb das Fachbuch (Vierter Kasten) und kb das Kalenderbuch (Fünfter Kasten).

Hier gelangt man zu den Grundsätzen.

 

Vertikale Ensemblierformel

Ensemblieren heißt bei Körner, nach dem intensiven zergliedernden Lesen die neu gewonnenen Satzteile im richtigen Verhältnis wieder zusammenzusetzen.

Körner unterscheidet nach horizontalem und vertikalem Ensemblieren.

Für das vertikale Ensemblieren findet er die Formel : a-f-t-org-ord-r/sv oder bwz:
act fact tendenz organisation ordnung mit dem Resultat SV Seinssachverhalt oder BWZ Bewußtseinszustand. Diese Formel gibt das Verhältnis von einer Karteikarte zu einer oder mehreren anderen Karten an.

Act (als ein Raumpunkt) ist das Elementarteilchen des Ensemblierens, mit fact wird das Verhältnis mehrerer acts zueinander beschrieben, die eine Tendenz zeigen. Die Tendenz organisiert mehrere Fakten zueinander, letztlich wird eine Ordnung geschaffen.

Literarisch-praktische Beispiele für die Anwendung der Formel bringt Körner selbst im Fragment vom Buch Vierter Kasten, wo er seine Lesenotizen zu Shakespeares Richard III notiert hat, z.B. auf Karteikarte 0940:

Weitere Ensemblierbeispiele findet man hier.

Lesen von Gemälden und Zeichnungen – Lesen als Zeremonie

Beziehungen stellt Körner auch zu anderen Schriftstellern her, oft genannt werden Robert Musil und Arno Schmidt.

Hier soll das Augenmerk nochmals darauf gerichtet werden, dass Körner sehr oft Bezüge zu Bildern oder hier den Zeichnungen Georg Trakls herstellt und dabei auf ein Lesen – statt eines Betrachtens – verweist:

sehendes Lesen als geistliche Zeremonie – einer Zeremonie in Kontemplation und Langsamkeit

Lesen als Ritus

Lesen als Entziffern, wie die ersten Bibelleser die Heilige Schrift entziffert haben, um darin das Wort Gottes zu finden

Die (Lese-)notizen Körners zeigen an Beispielen, wie er Lesen als das kontemplative Nachvollziehen von Texten verstanden hat. Diese kann man im Vierten Kasten des Fragments vom Buch einsehen.

Der Held auf dem Denkmalssockel

Beziehungen gibt es auch zwischen den Fragmenten. Diese muss sich der Leser jedoch  selbst erschließen.

Ein Beispiel:

Als eine Installation im Fragment vom Wort stellt Körner die Szene „nichts weiter – ein Puppentanz“  vor. Dieses Fragment hat er nachweislich als erstes Fragment in der DDR fertiggestellt und als erstes auch online veröffentlicht.

Im Fragment von der Weltanschauung, seit 2012 online können wir diese Szene dann in einer Langfassung lesen: Erstes Bild Agonie der Utopie