Lesespiel von der Mitgliederversammlung

In diesem Lesespiel, das auf einer Art Spielbrett stattfindet, werfen die diskutierenden Personen ihre Stimme wie ein Kartenspiel in die Mitte.
Sie haben Vier-Buchstaben-Codes wie z.B. NECK oder WULB, für die man sehr einfach Honecker und Walter Ulbricht setzen kann, zum Ende übergibt WULB die Macht an NECK.
Im Vordergrund wird nach den Regeln der sozialistischen Spieltheorie gehandelt, gesprochen wird über den Fünf-Jahr-Plan. Als Fachmann tritt Georg Klaus, der Kybernetik-Papst der DDR, auf. Aber eigentlich kommen bei den Parteimitgliedern nur Gärungsbläschen heraus, weil keiner richtig versteht, worum es geht.

Aber lesen bzw. lesespielen Sie selbst:

Die Diskussion der Parteiversammlung beginnt

Lesespiel von der Hausgemeinschaft

In den vier Lesespielen im Fragment vom Staat zeigt uns Körner vierfach anders die Indoktrinierung durch den Staat. Im Lesespiel von der Hausgemeinschaft spielt das Fernsehgerät als Medium der Privatheit der Menschen eine große Rolle.

Hier wird eine Binnenerzählung in einer Rahmenhandlung geschildert: Der Fernsehzuschauer beobachtet sich selbst, wie er im Fernsehen im Theaterstück mitspielt. Das Theaterstück ist ein Kaffeeklatsch mit Verwandten, bei dem „falsche Schlagsahne“ eine Rolle spielt. (Das Rezept dazu findet man in der einführenden Collage.) Dazu kommt noch eine schnarrende Appellplatzstimme aus dem Off, die eine Passage aus der Broschüre „Selbstschutz gegen Atomgefahr“ verliest. Nur mit äußerstem Assoziationsgespür kann der Leser/Beschauer das Schriftbild in verständliche Sätze transformieren. Aber lesen Sie selbst:

(Tipp: Spielen Sie mal mit den Pfeilen links und rechts oberhalb der Schrift im nachfolgenden Auszug:)

Kaffeenachmittag mit Atomschutz

Entschleunigung des Lesens

Körner möchte den Leser am Bildschirm dazu bringen, nicht dem scannenden Lesen zu verfallen, wie wir es tun, wenn wir Nachrichten lesen oder in unseren facebook-account reinschauen.
Wir sollen beim Lesen denken, nachdenken, „ensemblieren“, neue Assoziationen „zusammen“denken.

Daher werfen Sie doch mal einen Blick in das

Fragment vom Plan Heuwender - Fragment vom Plan von Thomas Körner

Agitpop 1968

68er-Generation im Westen – Agitation und Propaganda in der DDR

Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 07.11.1972 über die Aufgaben der Abteilung Agitation und Propaganda:
„Das Grundanliegen von Agitation und Propaganda ist es, die Arbeiterklasse und alle Werktätigen mit den revolutionären Ideen des Marxismus-Leninismus auszurüsten, ihnen die erfolgreiche Verwirklichung unserer Ideen in der Welt vor Augen zu führen, …“

Körner macht aus agitprop das folgende:

agitpop

Zugang zum Fragment vom Buch – agitpop 1968

Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit in der DDR

Das Fragment vom Mensch

Hauptthema des Fragments ist der Mensch, gemeint ist hier der Neue Mensch als sozialistische Persönlichkeit. Dies war ein von der SED propagiertes Menschenideal, das mit den „Zehn Geboten der sozialistischen Moral“1958 von Walter Ulbricht als Programm ausgegeben wurde.

Ziel war es, die Erziehung zum Neuen Menschen von frühester Kindheit über Kindergarten, Volksschule, Teilnahme an Organisationen wie Pionieren, FDJ zu leiten; nur wer dem Ideal folgte, konnte von der Polytechnischen Oberschule (POS) auf die Erweiterte Oberschule EOS wechseln und letztlich das Abitur ablegen und danach studieren. Kindern aus oppositionellen oder christlichen Elternhäusern blieb der Zugang zu höherer Bildung oft versagt, sodass der Widerspruch zwischen dem sozialistischen Bildungssystem und dem propagierten Gleichheitsgrundsatz offenbar wurde.

Doch blieb der Anteil der echt „sozialistisch geprägten“ Persönlichkeiten geringer als von der SED erhofft. Vielmehr versuchten viele DDR-Bürger, der Lenkung und Kontrolle ihres gesamten Lebens zu entgehen.

Fragment vom Mensch